Diabetisches Fußsyndrom

Im Verlauf der Erkrankung bilden sich an den Füßen Geschwüre (Ulcera), die sich ausdehnen können. Im schlimmsten Fall ist sogar eine Amputation von Teilen der Füße erforderlich. Mit der richtigen Vorbeugung oder frühzeitigen Behandlung lässt sich meist verhindern, dass es so weit kommt. Die Behandlung eines diabetischen Fußes gehört immer in die Hände eines Spezialisten oder einer spezialisierten Einrichtung. Dies sind geschulte Fachleute, die sich mit den vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten dieser Folgeerkrankung bestens auskennen.
Die Entwicklung eines diabetischen Fußes wird häufig nicht wahrgenommen. Erst wenn sich Geschwüre oder schwer heilende Wunden bilden, der Fuß also „symptomatisch“ wird, bemerken viele Diabetiker diese Folgeerkrankung. Das Risiko für ein symptomatisches diabetisches Fußsyndrom (DFS) steigt, je länger der Diabetes mellitus besteht und je schlechter die Blutzuckerwerte langfristig eingestellt sind. Dies gilt für Typ 1 - und Typ 2 – Diabetiker. Besonders gefährdet sind Diabetiker mit einer Nervenschädigung (Polyneuropathie) und/oder Verengungen der Blutgefäße im Bein. Die beste Vorbeugung vor einem DFS ist ein über Jahre gut eingestellter Blutzucker.

Diabetisches Fußsyndrom – Ursachen

Folgen des Diabetes

Der diabetische Fuß ist auf zwei Folgeerkrankungen eines langjährigen Diabetes zurückzuführen:
Die diabetische Nervenerkrankung (Polyneuropathie, PNP) und die Verengung der Blutgefäße im Bein (periphere arterielle Verschlusskrankheit, pAVK). Man unterscheidet drei Gruppen von Patientinnen/Patienten mit diabetischem Fußsyndrom (DFS), je nachdem, ob bei ihnen:

  • Nur eine Polyneuropathie (PNP) vorliegt (am häufigsten)
  • Nur eine pAVK vorliegt
  • Sowohl eine PNP als auch eine pAVK vorliegt

Polyneuropathie

Bei Diabetikern mit einer Polyneuropathie sind die Nerven durch die Zuckerkrankheit geschädigt. Dadurch nehmen die Betroffenen Schmerzen an den Füßen nur noch eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr wahr. Belasten sie den Fuß aufgrund der Nervenschädigungen beim Gehen ungleichmäßig, kommt es zu Fehlhaltungen des Fußes.
Die Folgen sind Störungen des Bewegungsablaufes beim Gehen bis hin zu Veränderungen der Fußstatik. In schweren Fällen kommt es sogar zu Knochenbrüchen, vor allem des Fußwurzelknochens. Diabetiker bemerken den Bruch häufig nicht, da ihnen das Schmerzempfinden im Fuß fehlt. Durch die Schädigung des autonomen (vegetativen) Nervensystems nimmt die Schweißproduktion ab und die Hautgefäße sind erweitert. In der Folge trocknet die Haut an den Füßen aus und wird rissig. Diese diabetischen Füße sind WARM, ROT und TROCKEN.

PAVK

Hier werden die Beine nicht mehr ausreichend durchblutet. Dies führt dazu, dass selbst kleine Wunden am Fuß schlecht heilen. Diese diabetischen Füße sind KALT und BLASS.

Polyneuropathie und pAVK

Diabetiker, die sowohl eine Polyneuropathie als auch eine pAVK entwickelt haben, bemerken eine Entzündung an den Zehen oder am Fuß nicht ausreichend schnell. Bakterien können sich von den
Entzündungsherden ausgehend weiter im Gewebe des Fußes ausbreiten. Die schlechte Durchblutung der Füße bewirkt, dass die körpereigene Abwehr gegen diese bakterielle Infektion beeinträchtigt wird. Im Extremfall erfasst die Entzündung den gesamten Fuß-sogar den Unterschenkel- und lässt sich nicht mehr mit Medikamenten (Antibiotika) beherrschen. Die Amputation der Gliedmaße bleibt als letzter Weg der Therapie.

Diabetisches Fußsyndrom – Therapie

Zuckerwerte einstellen

Beim diabetischen Fuß ist entscheidend, die Ursachen zu beheben: Die Blutzuckerwerte müssen gut eingestellt werden. Damit wird gleichzeitig auch die diabetische Nervenschädigung (Polyneuropathie) behandelt und die Durchblutung der Beine verbessert. Mithilfe einer entsprechenden Behandlung lässt sich das Risiko einer Amputation um mehr als die Hälfte reduzieren.

Füße inspizieren

Gefährdete Diabetiker sollten ihre Füße täglich mithilfe eines Spiegels untersuchen. So können sie neue Druckstellen und kleine Verletzungen frühzeitig erkennen. Hornhautverdickungen oder Hühneraugen sollten von einer professionellen Fußpflege (Podologen), eingewachsene Nägel von einem Chirurgen behandelt werden.

Medikamente

Patientinnen/Patienten mit Durchblutungsstörungen bekommen Medikamente, welche die Fließfähigkeit des Blutes verbessern. Zudem sollten Sie ein Gehtraining absolvieren. Bei Gefäßverengungen und -verschlüssen durch das diabetische Fußsyndrom kann die Engstelle aufgedehnt werden. Dies geschieht mithilfe eines Katheters (Angioplastie). Bei Gefäßveränderungen, die weite Strecken betreffen, kommt eine Bypass-Operation an den Beingefäßen in Frage.
Haben sich offene Stellen am Fuß entzündet, müssen Erreger und Entzündung mit Antibiotika bekämpft werden. Häufig lassen sich verschiedene Keime in einer Wunde nachweisen, was eine Kombination verschiedener Antibiotika erforderlich macht. Der Arzt muss die Wunden täglich reinigen und abgestorbene Haut beziehungsweise Wundanteile entfernen. Der Fuß wird gepolstert, um ihn zu entlasten. Außerdem ist es ratsam, den betroffenen Fuß zu schonen, da die Wunden unter konsequenter Druckentlastung besser heilen. Unter Umständen ist eine Behandlung im Krankenhaus notwendig.

Richtiges Schuhwerk

Ist die Infektion beim diabetischen Fußsyndrom ausgeheilt, sollte ein entsprechendes Schuhwerk getragen werden, damit sich keine neuen Druckstellen bilden. Ungeeignetes Schuhwerk kann beispielsweise an Knochenvorsprüngen zu Verletzungen führen.

Wichtig sind ausreichend Platz im Schuh und eine geeignete Fußbettung. Die Art des Schuhes hängt von den Fußdeformitäten der Betroffenen/des Betroffenen ab. Häufig finden sich Zehenveränderungen beim DFS. Dann ist ausreichender Platz im Zehenbereich wichtig. Achten Sie dann darauf, dass die Schuhe vorne besonders weit sind.
Die Palette der schützenden Schuhe reicht von üblichen Sportschuhen mit speziellen Einlagen bis zu Maßschuhen mit speziellen Entlastungspolsterungen oder versteiften Teilen. Die Verordnung und Anprobe der Schuhe sollte idealerweise in einer spezialisierten Behandlungseinrichtung für Diabetiker mit Fußproblemen erfolgen. Dort arbeiten Orthopädieschuhmacher und Diabetologen.

Zudem sollte regelmäßig überprüft werden, ob die Schuhe noch passen. Durch eine richtige Therapie und entsprechende Maßnahmen gegen das diabetische Fußsyndrom lässt sich der schlimmste Fall vermeiden: Amputation von Teilen des Fußes oder des Beins. Vor jeder Amputation sollte ein Diabetesspezialist hinzugezogen werden. Lassen Sie es aber besser gar nicht so weit kommen, sondern achten Sie regelmäßig auf Ihre Füße!

Tipps für die Füße

Folgende Tipps helfen, das Risiko eines diabetischen Fußes zu verringern:
Waschen Sie Ihre Füße täglich mit einer milden Seife. Fußbäder mit einer Temperatur von ca. 35 °C dürfen nicht länger als drei bis fünf Minuten dauern. Sonst können Keime in das aufgeweichte Gewebe eindringen. Diabetiker mit einer Neuropathie haben oft ein eingeschränktes Temperaturempfinden. Benutzen Sie ein Badethermometer, um Hautverbrennungen durch zu heißes Wasser zu vermeiden.

Füße gründlich, jedoch sanft abtrocknen, insbesondere im Zehenzwischenraum. Beim Abtrocknen der Füße bitte auf Schuppungen oder Bläschen zwischen de Fußzehen achten, diese können Hinweise auf eine Pilzinfektion sein, die zwingend mitbehandelt werden muss.

Cremen Sie trockene Haut an den Füßen ein, um Risse zu vermeiden; lassen Sie dabei die Zehenzwischenräume aus. Verwenden Sie harnstoffhaltige, speziell für Diabetiker geeignete, Fußlotionen oder Pflegeschäume.

Bevorzugen Sie weiße Baumwollstrümpfe ohne Bündchen und mit außenliegenden Nähten. Diese sind kochfest und Spuren einer möglichen Verletzung (Blut- oder Eiterspuren) sind sofort zu erkennen. Wechseln Sie Ihre Strümpfe täglich.
Verwenden Sie keine Hühneraugenpflaster und Salben, da diese ätzende Stoffe enthalten können. Lassen Sie Schwielen, Hühneraugen und verdickte Nägel von einer professionellen medizinischen Fußpflege (Podologin/Podologen) behandeln.
Verwenden Sie nie Hobel, Raspel, Schere oder Klingen an Ihren Füßen.

Lassen Sie sich von einer Podologin/einem Podologen beraten, wie Sie Ihre Füße zu Hause pflegen sollten. Sie/Er kann Sie auch auf mögliche Fehler aufmerksam machen. So lassen sich viele Komplikation vermeiden.
Ziehen Sie individuell angepasstes Schuhwerk an, am besten nach Beratung durch einen Orthopädie-Schuhmeister; laufen Sie neue Schuhe langsam ein.

Nehmen Sie in Ihren Urlaub stets gut eingelaufene Schuhe mit. Am Strand gilt: Nie barfuß laufen.
Wenn Sie unter einer Neuropathie leiden: Laufen Sie nicht barfuß und verwenden Sie für Ihre Füße keine Kühlakkus, Heizkissen oder Wärmflaschen. Wenn Sie unter einer pAVK leiden, lassen Sie sich beraten und polstern Sie eventuell die Fersen und Knöchel, wenn Sie im Bett liegen.

Sollten Beschwerden auftreten, auch kleine, selbst kleinste Verletzungen, melden Sie sich bitte umgehend bei Ihrer Hausärztin/Ihrem Hausarzt oder bei Ihrem zuständigen Mitarbeiter/Ihrer zuständigen Mitarbeiterin vom Wundzentrum Langenselbold.

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